16.09.2018

Der persönliche Wertekompass: Kraftquelle gegen Stress und Burnout

Hohe Belastungen, Termindruck, Multitasking, Informationsüberflutung und ständige Erreichbarkeit: Der moderne Arbeitsalltag ist oft stressig – sowohl körperlich als auch psychisch. Kein Wunder also, dass die Krankenkassen seit fast 20 Jahren eine Zunahme stressbedingter Krankschreibungen verzeichnen. Diese reichen von Erschöpfung und Ermüdung über Angstzustände bis hin zu Burnout und Depression.

Wer sich häufig gestresst, gereizt oder erschöpft fühlt, wird dies in der Regel nicht allein durch möglichst viel Ruhe in den Griff bekommen. Ruhe bzw. Erholung ist zwar wichtig und sorgt für Entspannung, ändert aber nichts Grundlegendes an der eigenen Widerstandskraft gegenüber Stress und Krisen. Diese Widerstandskraft (Arbeitspsychologen sprechen von „Resilienz“) hängt von zahlreichen Faktoren ab. Eine wichtige Rolle spielt die eigene Haltung zum Leben und – damit eng verbunden – der eigene Wertekompass. „Was bitte haben meine Werte und meine innere Haltung mit meinem Stresslevel zu tun?“, wirst Du jetzt vielleicht denken. Antwort: Sehr viel.

Wie Werte vor Stress schützen können

Der Begriff „Werte“ umfasst Vorstellungen, Verhaltensweisen oder auch Eigenschaften, die uns wichtig sind. Unsere persönlichen Werte leiten unser Handeln, unsere Worte und unsere Entscheidungen. Sie sind Kraftquellen, geben uns Energie und Klarheit – wenn wir danach leben. Sie helfen uns dabei, authentisch, erfolgreich und zufrieden durchs Leben zu manövrieren. Bildlich gesprochen könnte man auch sagen, dass Werte ein hervorragender „Reiseführer“ durchs Leben sind, gerade auch wenn wichtige Entscheidungen anstehen oder in Krisenzeiten. Dazu ein einfaches Beispiel: Herr Müller ist es wichtig, sehr viel Zeit mit seiner Familie zu verbringen, für ihn steht der Wert „Familie“ höher als der Wert „Arbeit/Beruf“ (der ihm auch wichtig ist). In seinem Job ist er jedoch ständig auf Reisen und auch sonst kommt er oft erst spät nach Hause, wenn die Kinder schon schlafen. Die Folge ist ein ständiger innerer Konflikt, der zu großer Unzufriedenheit und einem erhöhten Stresslevel führt. Deshalb wechselt er nach einiger Zeit in einen Job, bei dem er nur noch selten unterwegs ist und viel mehr Zeit mit seiner Familie verbringen kann. Sein Stresslevel sinkt und er ist nun zufriedener, da er im Einklang mit den Werten lebt, die ihm am wichtigsten sind.

Gerade auch in der modernen, digitalen Welt, in der alles immer schneller, agiler und komplexer wird, bietet ein gefestigter Wertekompass Orientierung beim Umgang mit potenziellen Stressfaktoren. Denn wer sich an bestimmten Werten orientiert, dem fällt es deutlich leichter, mit seinen Ressourcen hauszuhalten und sich nicht zu verzetteln. Konkret könnte dies bedeuten, dass man digitale Verhaltensweisen im eigenen Unternehmen einem Wertecheck unterzieht und entsprechend handelt, anstatt unhinterfragt das Verhalten von Kollegen zu übernehmen, nur weil man vielleicht denkt, dass dies von einem erwartet wird. Die folgenden Beispiele machen deutlich, wie persönliche Werte eine Art „Schutzschild“ gegen die Stressfaktoren der digitalen Welt sein können:

  • Nur weil die moderne Kommunikation eine Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit ermöglicht, heißt das nicht, dass man auch immer erreichbar sein muss – es sei denn, man gehört bestimmten Berufsgruppen wie Feuerwehr, Polizei oder Ärzten an. Wer ein starkes Bewusstsein für Werte wie „Familie“ oder „soziale Kontakte“ hat, wird sich Zeit für sich und die Familie nehmen und die Arbeit entsprechend unterordnen – d.h., dass er oder sie nach Feierabend und am Wochenende nicht oder nur in absoluten Notfällen erreichbar ist.
  • Wer überzeugt davon ist, dass konzentriertes Arbeiten auch in der digitalen Welt Voraussetzung für gute Ergebnisse ist (und damit die eigene Arbeit wertschätzt), der wird eher dafür sorgen, dass er im Büro nicht alle zehn Minuten unterbrochen wird. Vielleicht wird er oder sie auch sein Arbeitsumfeld daran gewöhnen, dass E-Mails nicht nach 10 Minuten beantwortet werden, sondern innerhalb von einigen Stunden. Dann reicht es auch, dass Mail-Programm drei Mal täglich zu öffnen.
  • Ein Vorgesetzter, dem seine Mitarbeiter auch als Menschen wichtig sind und der möchte, dass sie langfristig leistungsfähig und zufrieden sind, wird für genügend Pausen/Erholung sorgen. Er wird also zum Beispiel kommunizieren, dass er keine Erreichbarkeit außerhalb der Arbeitszeiten erwartet bzw. dass diese auch nicht erwünscht ist. Bei zahlreichen großen Unternehmen wie der Telekom ist dies bereits die Regel.

Wie man seine persönlichen Werte findet

Bevor man sich an den eigenen Werten orientieren und sich auch gegenüber anderen darauf berufen kann, muss man diese zunächst identifizieren. Das mag komisch klingen, aber vielen Menschen sind ihrer eigenen Werte oftmals nicht wirklich bewusst. Einer der Hauptgründe hierfür ist die Tatsache, dass sich die eigenen Werte im Laufe des Lebens verändern. Zum Beispiel kann es sein, dass man sein Leben an übernommenen Werten (z.B. von den Eltern) ausgerichtet hat, von denen man aber bei genauerem Hinsehen gar nicht mehr überzeugt ist. Am Anfang der Karriere stand vielleicht noch der berufliche Erfolg über allem, während nach der Familiengründung die Work-Life-Balance einen höheren Stellenwert einnimmt. Nach einigen Jahren rückt dann vielleicht wieder der berufliche Erfolg zurück in den Mittelpunkt.

Von Zeit zu Zeit sollte man sich also in aller Ruhe bewusst machen, welche Werte einem im Leben wichtig sind und ob man diesen Werten entsprechend lebt. Natürlich kann man sein Leben nicht komplett von heute auf morgen ändern. Aber wenn man sich seiner Werte bewusst ist, kann man von diesem Zeitpunkt an entsprechende Entscheidungen treffen. Auch das „Nein“-Sagen zu vielen Dingen wird einem dann leichter fallen. Langfristig ist dies eine gute Grundlage für mehr Ausgeglichenheit und weniger Stress.

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