Was ist der Sinn des Lebens? Mit dieser „Frage aller Fragen“ beschäftigt sich die Menschheit schon seit Ewigkeiten – und hat noch keine abschließende Antwort gefunden. Wahrscheinlich ist das auch gar nicht möglich. Eine tiefere Auseinandersetzung mit der Frage ist jedoch trotzdem sinnvoll, allerdings in einem etwas kleineren Rahmen: Was ist der Sinn meines Lebens. Was will ich eigentlich? Was ist meine Bestimmung, meine Aufgabe? Was will ich erreichen, worauf will ich später zurückblicken? Wenn wir die Frage so stellen, haben wir beste Chancen, eine Antwort zu finden. Und genau das lohnt sich! Denn diese Antwort ist der Schlüssel zu einem sinnerfüllten, zufriedenen und glücklichen Leben.
Hilfe bei der Sinnsuche
Einige wenige Menschen kennen ihren Lebenssinn schon relativ früh. Da kann man nur gratulieren. Wir anderen, also die große Mehrheit, müssen uns in der Regel die Mühe machen, gezielt nach unserem Lebenssinn zu suchen und ihn zu entwickeln. Ansonsten haben wir vielleicht nur eine vage Vorstellung davon, was wir wollen, können dem Ganzen aber noch keine Richtung geben.
Wie finden wir also heraus, was wir wirklich wollen? Wie immer bei sehr großen Fragen im Leben hilft es, die eigentliche Frage auf viele kleinere Fragen herunterzubrechen. Diese können einerseits ganz konkret, aber ruhig auch ein wenig „fantastisch“ sein, denn manchmal sind es gerade auf den ersten Blick unrealistische Gedankenexperimente, die einem die Augen öffnen können. In jedem Fall empfehlenswert ist es, sich ausreichend Zeit für die Fragen zu nehmen und die Antworten auf einem Blatt Papier aufzuschreiben. Dies hilft einem dabei, die eigenen Gedanken zu ordnen, möglichst ehrliche Antworten zu formulieren und sich so seinem persönlichen „Lebenssinn“ anzunähern. Möglicherweise fallen einem nicht direkt auf Anhieb Antworten ein. Das ist aber nicht weiter schlimm, man sollte sich keinem Zeitdruck aussetzen. Vielleicht sind die Antworten erst nach einigen Tagen, Wochen oder Monaten fertig. Oder die ersten, schnell formulierten Antworten führen dazu, dass man anschließend noch tiefer über die Fragen nachdenkt.
Bei der Suche nach dem eigenen Lebenssinn können folgende Fragen hilfreich sein:
- Was ist mir wichtig im Leben?
Viele Menschen orientieren sich in ihrem Leben zu wenig daran, was ihnen selbst wirklich wichtig ist, sondern daran, was anderen wichtig ist. Das können Verwandte, Freunde, Kollegen, Medien oder der eigene Partner sein. Deshalb sollte man sich diese schwierige Frage unbedingt ernsthaft stellen und so ehrlich wie möglich beantworten. Was habe ich für Werte? Passt mein aktuelles Leben zu meinen Vorstellungen?
- Was macht mir wirklich Freude? Was sind meine Talente? Wie kann ich diese am besten einsetzen – für mich und mein Umfeld?
Wir alle haben einzigartige Talente und Eigenschaften. Viele Menschen machen jedoch zu wenig Gebrauch davon. Wer nicht seinen Talenten gemäß lebt und arbeitet, wird auf Dauer häufig Unzufriedenheit verspüren. Wer hingegen im Einklang mit seinen größten Stärken lebt, bereichert nicht nur das eigene Leben, sondern im besten Fall auch die Welt um sich herum.
- Bei welchen Tätigkeiten vergesse ich die Zeit oder das Essen?
Bei welchen Aktivitäten bist Du in einen „Flow“-Zustand und vergisst alles um Dich herum? Diesen Aktivitäten solltest Du möglicherweise mehr Platz in Deinem Leben einräumen.
- Was habe ich als Kind gern gemacht?
Im Jugendlichen- und Erwachsenenalter entfernen wir uns aus den verschiedensten Gründen von zahlreichen unserer kindlichen Leidenschaften. Stellen Sie sich als 5jähriges, 8jähriges oder 12jähriges Kind vor und versuche Dich daran zu erinnern, welche Tätigkeiten Dir damals besonders viel Spaß gemacht haben. Was machst Du davon nicht mehr, obwohl Du es gerne machen würdest? Gibt es eine Möglichkeit, Deinen alten Leidenschaften wieder einen Platz in Deinem Leben zu geben?
- Was sind meine Ziele im Leben?
Ziele sind gut, um Fokus im Leben zu haben. Wer seine Ziele kennt, weiß besser, womit er seine Lebenszeit verbringen sollte.
- Wenn ich in einem Jahr sterben müsste, womit würde ich dann meine Zeit verbringen?
Dieses Gedankenexperiment kann dabei helfen, sich die Dinge bewusst zu machen, die einem wirklich wichtig im Leben sind. Welche sind das bei Dir? Welche anderen Dinge würdest Du loslassen?
- Was würde ich gerne im Leben tun, wenn ich den Mut dazu hätte bzw. wenn ich nicht versagen könnte?
Auch dieses Gedankenexperiment hilft dabei, sich der eigenen Leidenschaften bzw. Lebensträume bewusst zu werden. Und vielleicht gibt es ja doch einen Weg, auch in der Wirklichkeit die eigenen Ängste zu überwinden und den Aufbruch zu wagen.
- Wie will ich nach meinem Tod in Erinnerung bleiben?
Wie möchte ich bei meinen Verwandten, meinen Kindern oder meinen Freunden in Erinnerung bleiben? Wie muss ich mein Leben planen, um dies zu erreichen? Es mag paradox klingen, aber um dem eigenen Leben Sinn und Richtung zu geben, kann es hilfreich sein, sich die Welt ohne sich selbst vorzustellen.
Von der Sinnsuche zur Umsetzung
Am Ende der beschriebenen „Selbstbefragung“ hast Du einen neuen Lebenssinn für Dich formuliert. Mit diesem im Gepäck kannst Du nun daran gehen, Deinem Leben eine neue Richtung zu geben. Das bedeutet nicht, dass Du alles Bisherige über den Haufen werfen und alles auf einmal verändern musst. Das Problem bei dieser Herangehensweise ist nämlich, dass sie meistens nicht funktioniert und sich schnell Frust einstellt. Niemand schafft es, sein bisheriges Leben und seine damit verbundenen Gewohnheiten über Nacht zu ändern. Ihre ersten Schritte könnten stattdessen so aussehen:
- Überlege Dir, wie Du mit kleinen Veränderungen starten kannst, die zu Deinem neuen Lebenssinn bzw. zu Deinen formulierten Antworten passen. Nach und nach addieren sich die vielen kleinen Veränderungen dann ganz automatisch zu großen Veränderungen.
- Erinnere Dich anfangs täglich an Deine neue Lebensaufgabe. Denke darüber nach. Wie geht es Dir damit? Was könnten die nächsten Veränderungen sein? Welche ein oder zwei kleinen Dinge kannst Du noch heute machen?
- Manchen Menschen hilft es während Veränderungsprozessen, Tagebuch zu führen. Schreibe Dir darin Deine Fortschritte und Rückschritte auf, zwei bis drei Sätze pro Tag reichen aus. So kannst Du Deine Erfolge dokumentieren und wirst nach einiger Zeit beim Durchblättern überrascht feststellen, wie viele Schritte in eine neue Richtung Du bereits gegangen bist.
Abschließend sei gesagt, dass die persönliche Sinnsuche ein offener, nie ganz abgeschlossener Prozess ist: Wir kommen im Leben immer wieder an Punkte, an denen wir uns entscheiden können, eine neue Richtung einzuschlagen – z.B., wenn sich die eigenen Lebensumstände ändern oder wenn wir spüren, dass wir in einer Sackgasse feststecken. Dann können wir die obigen Fragen wieder hervorholen und ihnen erneut auf den Grund gehen, evtl. auch mit Unterstützung von außen, um für mehr Klarheit zu sorgen.