Wir leben in einer lauten Zeit: Verkehrs- und Maschinenlärm, Fernseher, Radio, Musik, Videos, Gespräche, Telefonate oder Sprachnachrichten sorgen für konstanten Input auf allen Kanälen – dank moderner Technologie sogar rund um die Uhr und überall. Hinzu kommt „digitaler Lärm“ wie Social Media, E-Mails oder Messenger-Dienste. Vieles davon hat Vorteile und bringt neue Möglichkeiten mit sich, aber wie immer macht die Dosis das Gift. Je mehr Input wir uns aussetzen, desto seltener kommt unser Geist wirklich zur Ruhe. Das mag sich zunächst einmal nicht weiter schlimm anhören, kann sich jedoch negativ auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden auswirken. Die Folgen einer solchen Überfrachtung können u.a. innere Unruhe, Stress, Überforderung, Konzentrationsprobleme, Schlafprobleme und mentale Erschöpfung sein. Darunter leiden wiederum der berufliche Erfolg, die eigene Zufrieden- und Ausgeglichenheit sowie zwischenmenschliche Beziehungen.
Die gute Nachricht: Gegen die alltägliche „Geräusch-Überdosis“ gibt es ein wunderbar einfaches und wirksames Gegenmittel. Dabei handelt es sich, wie die Überschrift dieses Textes bereits verrät, um „Stille“.
Wie Stille auf uns wirkt
Schon der chinesische Gelehrte Laotse sagte: „Stille ist eine Quelle großer Stärke.“ Momente der Stille sind wie eine Art Wellness-Programm für unseren Geist bzw. unser Gehirn. Wenn wir für Ruhe sorgen, nehmen wir automatisch das Tempo raus. Als direkte Folge davon bauen wir Stress und Anspannung ab. Langfristig bedeutet dies einen enormen Gewinn für unsere Gesundheit, da Stress an vielen Krankheiten beteiligt ist. Wer weniger gestresst ist, verfügt in der Regel auch über eine bessere Selbstbeherrschung. Weiterer Pluspunkt: Wir laden unsere mentale Batterie wieder auf. Wer sich regelmäßig der Reizüberflutung entzieht, steigert außerdem seine Fähigkeit zum konzentrierten Denken und Handeln. Auch die eigene Kreativität wird so gefördert. Und nicht zu vergessen: Wer für Stille sorgt, kann sich selbst bzw. seiner inneren Stimme wieder häufiger und besser zuhören. Dadurch werden die eigenen Bedürfnisse klarer und man kann entsprechend handeln – eine wichtige Grundlage für ein selbstbestimmtes und zufriedenes Leben.
Stille im Alltag finden
Betrachtet man die beschriebenen Wirkungen, so wird klar: Regelmäßige Momente der Stille tragen gleichzeitig zu Gesundheit, Wohlbefinden und beruflichem Erfolg bei. In der Stille schöpfen wir viel Kraft für unseren oft lauten und hektischen Alltag. Bereits kurze Stille-Zeiten sorgen für Balance und Entlastung. Soweit die Theorie. Im Grunde wissen wir das auch alle – und scheitern trotzdem häufig an der praktischen Umsetzung. Werfen wir also gemeinsam einen Blick darauf, wie man Stille ganz einfach im Alltag finden kann.
- Morgens: Beginne den Tag nicht mit Radio, TV oder Smartphone, sondern in Stille – bei einer Tasse Tee, mit Gymnastik, Meditation oder einem guten Buch.
- Abends: Hier gilt das Gleiche. Schalte öfter mal frühzeitig Fernseher, Laptop und Smartphone aus und verbringe Deine Abende mit einer „stillen“ Tätigkeit.
- Natur: Verbringe so viel Zeit wie möglich in der Natur, um die Geräusche der Stadt eine Zeit lang hinter Dir zu lassen.
- Spazieren gehen: Gehe zum Beispiel in der Mittagspause spazieren und lasse Dein Smartphone auf dem Schreibtisch liegen. Vielleicht gibt es ja einen ruhigen Park in der Nähe? Dann gehe dorthin.
- Stille Orte: Auch mitten in der Stadt gibt es „stille“ Orte, an denen man Ruhe findet und seine mentalen Akkus schnell wieder aufladen kann. Dazu zählen zum Beispiel Museen, Bibliotheken, Kirchen, öffentliche Parks und auch Friedhöfe (wen das nicht stört).
- Sport: Stille und Einzelsportarten wie Joggen, Fahrradfahren oder Schwimmen ergänzen sich ideal. Verzichte beim Sport ganz einfach auf Kopfhörer bzw. begleitendes Entertainment.
- Meditation/Yoga: Meditation und Yoga sind verlässliche Oasen der Ruhe und Entspannung. Insbesondere Meditation lässt sich spielend leicht in den Alltag integrieren und ist für jeden erlernbar. In meinem Artikel Meditation für Anfänger habe ich Dir die besten Tipps für den Einstieg zusammengestellt.
- Lesen: Nimm Dir ein gutes Buch und verzichte beim Lesen auf Hintergrund-Musik. Statt zu lesen kannst Du natürlich auch malen/zeichnen, kochen, stricken, schreiben…
- Baden/Massage: In Ruhe baden oder sich massieren lassen – das entspannt und baut Stress ab.
- Nichtstun: Einfach aufs Sofa legen und mal eine Viertelstunde lang nichts tun – sehr empfehlenswert!
Sie sehen: Es gibt viele Möglichkeiten, der Stille bewusst mehr Raum zu geben. Für Menschen, die im Alltag trotz allem zu selten zur Ruhe kommen, bieten sich auch gezielte Auszeiten an. Das können ein Wellness-Wochenende, ein Urlaub in den Bergen oder vielleicht sogar ein Kurz-Aufenthalt in einem Schweigekloster sein.